Die Wunder des Korallenriffs 🐠
Kelonya, die Meeresschildkröte fragt bei Pippo dem Clownfisch nach, wie es im Korallenriff aussieht.
Kelonya: «Hallo Pippo, dich habe ich ja schon lange nicht mehr gesehen in deiner farbigen Unterwasserwelt! Diese Korallen sind ja wunderschön. Was ist das eigentlich, ein Korallenriff?» 🐢
Pippo: «Hallo Kelonya! Schön dich zu sehen. Ja, du könntest auf den ersten Blick denken, Korallenriffe bestünden aus Felsen, aber in Wirklichkeit sind sie lebende Organismen. Es handelt sich um festes Material, das aus Überresten von kleinen Meeresorganismen aufgebaut ist. 🔬
Es sind Lebewesen, die ganze Kolonien bilden. Sie werden Steinkorallen oder Hartkorallen genannt und gehören zu den Phylum-Nesseltieren. Korallenriffe gehören zu den vielfältigsten und schönsten Ökosystemen der Erde. Eine fantastische Vielfalt an Lebewesen sind hier zu Hause». 🐡🐠🐟
Kelonya: «Wie entsteht denn so ein Riff?» 🌊
Pippo: «Korallen bestehen aus vielen einzelnen Tierchen, den Polypen. Polypen leben an der Aussenseite des Riffs. Wenn sie absterben, werden sie hart und es wachsen neue Polypen auf ihnen. Auf diese Weise wächst das Riff langsam – aber stetig. 🐚
Die Polypen bilden ganze Völker und Kolonien, und wachsen in verschiedenen Formen. Einige sehen aus wie Pilze, einige wie Bäume, Fächerwaben, Blumen oder sogar wie Gehirne.» 🧠
Kelonya: «Was beeinflusst sonst noch das Wachstum des Riffs?»
Pippo: «Zum Beispiel wenn Skelette von Tieren wie Schnecken, Muscheln, Seeigeln und Seesternen auf das Riff sinken. ⭐️
Einige Lebewesen zermalmen ausserdem die Korallenskelette zu feinem Sand, der wiederum die Lücken im entstehenden Riff füllt. Sie grasen den Grund ab und teilweise bohren sie auch in den harten Untergrund. 🧱
Algen und andere Krustentiere helfen dabei, den Sand und die einzelnen Korallenteile miteinander zu verbinden und zusammenzuhalten.» 🔗
Kelonya: «Gibt es die überall, diese Riffe?»
Pippo: «Nein, nur in speziellen Gebieten. 🔍
Steinkorallen brauchen spezielle Bedingungen um zu gedeihen. Sie wachsen nur in klarem, sonnenbeschienenem, flachem Wasser, wo die Temperatur mindestens 18°C – noch besser 25- 29 °C – beträgt. 🌡
Sie wachsen am besten dort, wo es wenig Wellenbewegungen oder Ablagerungen durch Flussabläufe gibt. Diese Bedingungen gibt es nur in einigen tropischen und subtropischen Gebieten. Die meisten Korallenriffe findest du im Indopazifik, der sich vom Roten Meer bis zum zentralen Pazifik erstreckt. Ein paar wenige Riffe gibt es auch rund um das Karibische Meer. 🌎
Das grösste Korallenriff ist aber das Great Barrier-Reef vor Queensland, Australien. Es erstreckt sich über 2.000 km. 😮 Es ist das grösste Bauwerk, das jemals von lebenden Organismen geschaffen wurde und ist so gross, dass Astronauten es vom Weltraum aus sehen können!» 🪐
Kelonya: «Du hast von den Polypen erzählt. Was fressen diese kleinen Tierchen?»
Pippo: «Nachts kriechen Korallenpolypen zum Fressen aus ihren Skeletten und strecken ihre langen, stechenden Tentakel aus, um winzige vorbeischwimmende Beutetiere einzufangen. Diese werden in die Mäuler der Polypen gezogen und in ihren Mägen verdaut. Sie benutzen ihre Tentakel auf die gleiche Weise wie ihre nahen Verwandten, die 👉 Quallen 👈.
Die Polypen haben aber auch noch zusätzliche Hilfe bei der Nahrungssuche: Die meisten Korallen haben eine einzigartige Partnerschaft mit winzigen Algen, den Zooxanthellen. Diese Algen leben in den Korallenpolypen und nutzen das Sonnenlicht, um daraus Zucker zu gewinnen. Dieser liefert den Polypen die dringend benötigte Nahrung.» 🍴
Kelonya: «Wie schnell wächst so ein Korallenriff?»
Pippo: «Korallenriffe wachsen sehr langsam. Grosse Riffe wachsen 1 bis 2 cm pro Jahr. Es wird geschätzt, dass einige der grössten Riffe bis zu 30 Millionen Jahre gebraucht haben, um sich zu bilden.» ⌛️
Kelonya: «Manche nennen Korallenriffe auch die Regenwälder der Meere. Warum ist das so?»
Pippo: «Die warmen, sonnigen Gewässer eines Riffs werden von einer grossen Vielfalt an Lebewesen bevölkert, ähnlich wie bei Regenwäldern an Land. ☀️
Die reichsten und gesündesten Riffe beherbergen Tausende von Fischarten und anderen Meereswirbeltiere, wie z.B. Meeresschildkröten, wie du eine bist. Ausserdem sind auch alle wichtigen Gruppen wirbelloser Tiere vertreten. Dazu gehören Schwämme, Würmer, Anemonen und nicht-riffbildende Korallen (wie z.B. Seefächer), Krebstiere, Weichtiere (zu denen Schnecken, Muscheln und Kraken gehören) und Stachelhäuter (Seeigel und ihre Verwandten). 🦀
Jeder noch so kleine Raum eines Riffs wird von einem Tier als Versteck und Unterschlupf genutzt. Alle Lebewesen im Riff sind Teil eines vielfältigen Beziehungsgeflechts. Viele Riffbewohner leben in Partnerschaften mit anderen Lebewesen.» 💍
Kelonya: «Diese Partnerschaft nennt man «Symbiose»! Im Hörspiel 👉 D Reis vo dr Kelonya 👈 hast du mir davon erzählt.»
Pippo: «Genau! Es ist sehr schwierig, im Riff ein sicheres Versteck oder einen Unterschlupf zu finden. Diese Plätze sind sehr wertvoll und deshalb hart umkämpft. 🥊
Alle Bewohner des Riff sind Teil eines vielfältigen Beziehungsgeflechts. Im Korallenriff-Ökosystem wimmelt es von solchen Beziehungen der Lebewesen. Um ein sicheres Zuhause zu finden, müssen die Riffbewohner oftmals eine innige Bindung mit einem anderen Lebewesen eingehen. Diese Partnerschaft wird eben «Symbiose» genannt. 🐚❤️🐟
Es gibt verschiedene Formen von Partnerschaften: Manchmal haben alle einen Nutzen davon. Es kommt aber auch vor, dass nur der ein Lebewesen davon profitiert, während das andere geschädigt wird oder sogar sterben kann.» ☠️
Kelonya: «Das klingt sehr gefährlich. Gehen denn auch Korallenpolypen eine solche Beziehung ein?»
Pippo: «Ja, das tun sie! 👍
Es besteht eine Symbiose zwischen den Korallenpolypen und einzelligen Algen. Diese nennt man Zooxanthellen. Sie leben im Inneren jedes Polypen. 🛌
Diese Algen fangen das Sonnenlicht ein und führen die Photosynthese durch: Licht, Wasser und Kohlendioxid wird zu Sauerstoff und energiereichen, organischen Stoffen umgewandelt. 🌞
So kriegt der Korallenpolyp den Sauerstoff und andere Nährstoffe, den er zum Überleben braucht. Die Alge erhält im Gegenzug das vom Polypen ausgestossene Kohlendioxid für die Photosynthese. ♻️
Die Algen liefern auch Farbpigmente, die dazu beitragen, das weisse Skelett der Korallen vor Sonnenlicht zu schützen. Es ist für beide Beteiligten eine vorteilhafte, symbiotische Beziehung.» 👍
Kelonya: «Pippo, du lebst ja mit einer Seeanemone zusammen. Erzähl mir mehr von eurer Wohngemeinschaft!»
Pippo: «Ja, ich lebe mit meiner Seeanemone und einigen winzigen Putzergarnelen zusammen. Die Tentakel der Anemone bieten uns Schutz. Dafür helfen die Putzergarnelen und ich der Anemone, indem wir ihre Tentakel abknabbern und sie dabei von Parasiten befreien. Und ich schütze die Anemone zusätzlich vor Räubern wie dem Falterfisch. 🦐
Es gibt aber auch andere Wohngemeinschaften: 🏠
Einige Anemonen haften an den Schalen von Einsiedlerkrebsen. So kommen sie einfacher an ihre Beute, weil die Krebse sich mit ihnen bewegen. Die Krabbe wird im Gegenzug durch die stechenden Tentakel der Anemone vor Angriffen von aussen geschützt.» 🐚
Kelonya: «Welche Bedeutung haben Korallenriffe für das Leben im Meer?»
Pippo: «Korallenriffe sind aus mehreren Gründen von unschätzbarem Wert.
1️⃣ Korallenriffe schützen die Küsten vor tropischen Stürmen, weil sie die Zerstörung durch grosse Wellen verringern. Ohne diese schützende Barriere um Inseln und Küsten herum, würde immer mehr Land von den Ozeanen abgetragen werden. 🪁
2️⃣ Riffe sind hochproduktiv. Sie erzeugen mehr lebende Biomasse als jedes andere Meeresökosystem und sind eine wichtige Nahrungsquelle für viele Küstenbewohner. 🍽
3️⃣ In Korallenriffen leben mehr Arten pro Fläche, als in jedem anderen Teil des Meeres. Wissenschaftler schätzen, dass es mehrere Millionen unentdeckte Arten von Lebewesen gibt, die rund um die Korallenriffe leben. Diese Artenvielfalt kann in der nahen Zukunft mithelfen, neue Medikamente zu finden. 💊
Viele dieser Rifforganismen enthalten biochemisch wirksame Substanzen, die als mögliche Heilmittel für Arthritis, Krebs und andere Krankheiten erforscht werden. 🦠
Die aussergewöhnliche Schönheit der Korallenriffe ist ein wichtiger Touristenmagnet für Schnorchler und Tauchbegeisterte. Der Tourismus kurbelt die lokale Wirtschaft an.» 🤿
Kelonya: «Hmmm… das klingt interessant! Doch es gibt in der heutigen Welt bestimmt auch viele Herausforderungen für die Korallenriffe?»
Pippo: «Es gibt vieles, was dem Riff schadet:
Grosse Schäden verursachen menschliche Aktivitäten, beispielsweise die Wasserverschmutzung, unkontrollierte Überbauung der Küsten und Tauchtourismus. 🤿
Das Einsammeln von Korallen und anderen Riffbewohnern für den Aquarien- und Schmuckhandel schadet unserem Lebensraum. Aber auch der Abbau von Riffen für Baumaterialien und zerstörerische Fischereipraktiken sind ein grosses Problem. ⚓️
Eine schlimme Fischereimethode, bei der Korallen in weiten Bereichen des Riffs getötet werden, ist der Einsatz von Gift, um tropische Fische für die Aquarien zu fangen. Dabei wird Natriumcyanid verwendet. Dieses Gift macht ausgewählte Riff-Fische bewegungsunfähig, wodurch sie leicht eingesammelt werden können. Dieses Gift tötet aber alle lebenden Korallen, die damit in Kontakt kommen. Die Gesundheit des Riffs nimmt auf diese Weise dramatisch ab. ☣️
Korallenriffe brauchen sauberes, klares Wasser, um zu überleben. Wenn Ablagerungen oder Schadstoffe ins Wasser gelangen, ersticken diese die Korallenriffe. Schädliche Algen gedeihen besser und verschlechtern die Wasserqualität. 👎
Die Wasser-Verschmutzung macht die Korallen auch anfälliger für Krankheiten. Das behindert das Wachstum und die Fortpflanzung der Korallen und durch die Veränderungen der Nahrungsstrukturen gerät das natürliche Gleichgewicht aus dem Lot.» ⚖️
Kelonya: «Ich liebe die bunten Farben der verschiedenen Korallen! Ich fühle mich manchmal, als wäre ich in einen Farbtopf gefallen, wenn ich durch das Riff schwimme. Es gibt aber auch Riffe, die farblos und bleich sind. Was ist mit ihnen geschehen?»
Pippo: «Die Korallenbleiche ist besonders schlimm. Die riffbildenden Korallen verlieren bei der Bleiche ihre Farben. Die Korallenpolypen stossen die winzigen Algen ab, die ihnen ihre Farben geben, oder sie verlieren einfach ihre Farbpigmente. Dies kann bis zum Absterben der Korallen führen.» ⚰️
Kelonya: «Weshalb kommt es zu dieser Bleiche?»
Pippo: «Das sind verschiedene Gründe: Das Wasser wird immer schmutziger und das Meer immer wärmer. In den letzten Jahrzehnten sind viele Korallenriffe ausgebleicht. Viele Riffe in weiten des Ozeans sind davon betroffen. 🌊
Korallenriffe erholen sich teilweise von einzelnen Schäden. Sind sie aber anhaltenden Belastungen ausgesetzt, können sie sterben. Wissenschaftler schätzen, dass zwei Drittel der Warmwasser-Riffe der Welt in naher Zukunft verschwinden können.» 😢
Kelonya: «Leiden Korallenriffe auch unter dem vielen Plastikmüll im Meer?»
Pippo: «Ja, auch darunter leiden sie stark.
1️⃣ Plastik hindert Licht und Sauerstoff daran, die Korallen zu erreichen – zwei Elemente, die für das Überleben der Korallen und ihrer symbiotischen Algen notwendig sind.
2️⃣ Kunststoffe zerkratzen Korallen, indem sie die Korallenhaut aufreissen. Dabei sind Kunststoffe ideale Nährböden für Bakterien. Für die Korallen ist es, als würden sie sich mit einem schmutzigen Messer schneiden: Es entstehen Infektionen.
Leider aber und erstaunlicherweise scheint Plastik den Korallen zu schmecken! Eine Studie zeigte, dass Korallen Plastik nicht immer nur irrtümlich aufnehmen, sondern auch ganz gezielt, wie ein feiner aber ungesunder Snack.» 🍿
Ein Nachwort von Kelonya: «Wir Meeresschildkröten sind für die Korallenriffe überlebenswichtig! ❗️
Sie sind die Heimat von meinen Stammesgenossen, den Echten Karettschildkröten. Sie fressen in den Korallenriffen ganz spezielle Arten von Meeresschwämmen. Das gibt Platz, damit auch seltenere Schwammarten gedeihen können. Und so erhöht sich die Vielfalt des Lebens auf dem Riff. ✅
Diese Vielfalt nennt man auch ‹Biodiversität›. Ohne die Karettschildkröten überwuchern Schwämme die langsam wachsenden Korallen und sie sterben ab. Da Korallenriffe durch den Klimawandel und andere Einflüssen immer mehr bedroht werden, ist die Rolle der Echten Karettschildkröte am Riff sogar noch wichtiger geworden.» 🐢
Und am besten hörst du dir meine ganz persönliche Geschichte an, das musikalische Hörspiel 👉 «D Reis vo dr Kelonya» 👈. Es ist mit vielen schönen Liedern geschmückt und berichtet von Begegnungen mit Kindern und vielen anderen Meerestieren.
🐢🐬🐋🐙 Ich wünsche dir viel Spass bei diesem tierischen Abenteuer!🐝🦁🐧🐒
❤️-lich, deine
Autorin: Dr. Karen Kienberger, Ozeanografin
Berarbeitung: Cathryn Lehmann, Fabienne Müller
Schriftsatz, Grafik: Thom Wettstein
Header Foto: © Silvia Schenk, Pixabay Korallenriff Foto 1: © lpittman, Pixabay Korallenriff Foto 2: © agkaimal, Pixabay Anemone Foto: © Michelle Maria, Pixabay Weisse Koralle Foto: © Dominique clain, Pixabay