Quallen - faszinierende, unbekannte Wesen.

Quallen - faszinierende, unbekannte Wesen. ✨

Meister Pelikan fragt bei Aurelia, der Qualle aus dem Hörspiel « 👉 D Reis vo dr Kelonya 👈» nach.

Meister Pelikan: «Hallo Aurelia, ich freue mich mit dir sprechen zu dürfen. Ihr Quallen seid sehr exotische Wesen für mich. Ihr seht manchmal ein wenig aus wie Ausserirdische.»

Qualle Aurelia: «Stimmt! Wir Quallen gehören zu einem Stamm namens Cnidarian – das klingt ja auch ein wenig ausserirdisch, findest du nicht? Unser Stamm besteht aus einer großen Anzahl von verschiedenen Tieren, die fast alle im Meer leben. 🛸

Wir sind Nesseltiere und haben ein zentrales Maul, das von Tentakeln umgeben ist. Die Tentakel besitzen Stachelzellen, die man Nematozysten nennt. Die winzigen Stachelzellen an unseren Tentakeln betäuben oder lähmen unsere Beute, bevor wir sie fressen. Die Tentakel benutzen wir wie Arme, um unsere Beute zu fangen. Diese ziehen wir dann in unser Maul um sie zu verzehren. ⚠️

Unser Körper hat die Form einer Glocke. Darin befindet sich unser Maul. Diese Öffnung benutzen wir zum Fressen und zum Entsorgen der Abfälle. Zu unserer Gruppe gehören auch die Korallen. Du kennst sie, die Blumentierchen aus dem Hörspiel «👉 D Reis vo dr Kelonya 👈». 

Meister Pelikan: «Genau! Sie bilden ja ganze Korallen-Riffe. Davon werde ich aber ein anderes Mal berichten. Wie lange gibt es denn schon Quallen in den Ozeanen?»

Qualle Aurelia: «Stell dir vor: Wir sind älter als Dinosaurier! Wir Quallen schwimmen schon seit Millionen von Jahren in den Ozeanen. Uns gab es schon, bevor die Dinosaurier auf der Erde lebten. 🦖

Geologen haben auf der ganzen Welt Versteinerungen von uns Quallen im Sandstein entdeckt. Solche Versteinerungen entstehen unter speziellen Bedingungen, wenn Tiere schnell vergraben werden und ihr Abdruck deshalb in den Felsen erhalten bleibt. 🗻

Wir Quallen bilden also eine Brücke zwischen den einfachen, uralten Lebensformen und dem vielfältig sprudelnden Leben, das wir heute kennen.» 🌍

Meister Pelikan: «Ich bin beeindruckt. Gibt es eigentlich Quallen in allen Meeren der Welt?»

Qualle Aurelia: «Ja! Wir sind in kalten und warmen, tiefen und flachen Gewässern zu finden. Uns gibt es in allen erdenklichen Farben. Einige Quallen sind durchsichtig, andere leuchten rosa, gelb, blau oder violett. 🌈

Wir können sogar biolumineszent sein. Das heisst, wir erzeugen unser eigenes Licht und leuchten im Dunkeln! So wie du es von Leuchtkäfern kennst. 💡

Es gibt uns auch in allen Formen und Größen, von der Größe eines Daumennagels bis zu fast 30 m Länge. Wie du schon bemerkt hast, sind wir sehr seltsam aussehende Tiere: Eine unserer Arten sieht zum Beispiel aus wie ein Spiegelei (Spiegeleiqualle – Cotylorhiza tuberculata), eine andere wie ein Blumenkohl (Lungenqualle – Rhizostoma pulmo) oder sogar wie ein Spielzeug-Segelboot (Velella velella).» ⛵️

Spiegelei-Qualle | kelonya.ch
Spiegelei Qualle - Cotylorhiza tuberculata

Meister Pelikan: «Was steht auf eurem Menu-Plan? Fleisch oder Vegi?»

Qualle Aurelia: «Wir Quallen sind ausschließlich Fleischfresser. Auf unserem Speiseplan stehen winzige Garnelen, Krebse, Fischeier, kleine Fische und sogar einige Quallen-Arten. 🦀

Wir verdauen unsere Nahrung sehr schnell. Wenn wir das nicht täten, könnten wir nicht schwimmen, da die großen, unverdauten Tiere für unseren Körper viel zu schwer sind.»  ⚖️

Meister Pelikan: «Und welche Meerestiere haben denn euch Quallen zum Fressen gern?»

Qualle Aurelia: «Wir Quallen sind eine schmackhafte Mahlzeit für viele Meeresbewohner, insbesondere für Meeresschildkröten. Hör dir dazu das Hörspiel von Kelonya der Meeresschildkröte an. 🐢

Und stell dir vor:  Der Mondfisch (Mola – mola), der schwerste Knochenfisch der Welt (ausgewachsene Tier können über 1 Tonne wiegen) ernährt sich fast ausschließlich von Quallen. 🌝

Wir stehen ausserdem auf der Speisekarte von Thunfischen, Delphinen, Pinguinen und Möwen. Du siehst, wir sind ein wichtiger Teil des Ökosystems (Lebensraum mit Pflanzen und Tieren) der Ozeane.» 🌊

Meister Pelikan: «Ich möchte dir ja nicht zu nahe treten, liebe Aurelia, aber kann es sein, dass du gar kein Hirn hast?»

Qualle Aurelia: «Das stimmt tatsächlich. Wir Quallen besitzen kein Hirn, kein Herz und keine Lunge.» ❤️

Meister Pelikan: «Wie um alles in der Welt kannst du denn überleben ohne diese wichtigen Organe?»

Qualle Aurelia: «Unsere Haut ist so dünn, dass wir den Sauerstoff direkt durch sie hindurch aufnehmen können. Wir brauchen deshalb gar keine Lungen. Auch fehlt es uns an Blut, also brauchen wir auch kein Herz, um es durch unseren Körper zu pumpen. 🩸

Wir reagieren auf die Veränderungen in unserer Umgebung mit Signalen aus einem Nervennetz direkt unter unserer Epidermis. Das ist die äussere Hautschicht. Diese reagiert auf Berührungen, so dass wir kein Gehirn brauchen, um komplizierte Gedanken zu verarbeiten. Wir Quallen haben auch keine linke oder rechte Seite. Es gibt für uns weder hinten, noch vorne. » 🏐

Meister Pelikan: Faszinierend! «Du hast ja am Anfang von deinen Tentakeln gesprochen. Erzähl mir mehr darüber.»

Qualle Aurelia: «Wir Quallen können extrem lange Tentakel haben. Die Löwenmähnenqualle (Gelbe Haarqualle – Cyanea capillata) ist die grösste Quallenart der Welt. Ihre Tentakel werden fast 30 Meter lang. Damit ist sie gleich lang wie der Blauwal, das grösste Säugetier der Welt.» 🐋

Meister Pelikan: «Quallenstiche können für den Menschen gefährlich sein, oder?»

Qualle Aurelia: «Richtig! Quallenstiche können für Menschen sehr schmerzhaft sein. Aber Quallen greifen Menschen nicht absichtlich an. Die meisten Stiche passieren dann, wenn Menschen versehentlich eine Qualle berühren. 🤿

Ich muss aber zugeben, einige von uns Quallen können für Menschen tatsächlich tödlich sein. Vielleicht hast du schon von der australische Kastenqualle (Seewespe – Chironex fleckeri) gehört? Sie gilt als das giftigste Meerestier der Erde. Ihr Stich kann innerhalb weniger Minuten zu Lähmungen, Herzstillstand und zum Tod führen.» ☠️

Rote Qualle abtauchend | kelonya.ch
Rote Qualle - Chrysaora sp

Meister Pelikan: Wie gehen Quallen mit dem Plastikmüll im Meer um?

Qualle Aurelia: «Leider werden alle Quallenarten durch die Verschmutzung der Ozeane durch Plastik negativ beeinflusst. Wir verfangen uns mit unseren langen Tentakeln in den Plastiktrümmern und können so sterben. ⚠️

Auch die Mikrokunststoffe (kleinere Kunststoffteile) machen mir Sorgen. Wir Quallen essen sie, weil wir die bunten Kunststoffteile mit unserer gewohnten Nahrung verwechseln. 🍽

Dies ist ein Problem für die gesamte Nahrungskette im Meer, da jedes Tier, das danach eine Qualle frisst, auch den Kunststoff aufnimmt. 🤒

Höre dazu auch dazu die Szene im Hörspiel «👉 D Reis vo dr Kelonya! 👈»

Meister Pelikan: «Lass uns wieder über erfreulichere Themen sprechen.»

Qualle Aurelia: «Gern. Hast du gewusst, dass es Quallen gibt, die sogar jünger werden können?  👶

Wenn die Umgebung für die Qualle (Turritopsis dohrnii) nicht optimal ist, und sie sich deshalb nicht gut in ihrer erwachsenen Form fühlt, kann sie zur Polypen-Form zurückkehren. Das bedeutet, dass sie in der Lage ist, sich rückwärts durch ihr Leben zu bewegen und in einen weniger reifen körperlichen Zustand zurückzukehren. ⏪

Das ist, als könnte sich jeder von uns einfach weigern, weiter als Erwachsener zu leben und sich dafür entscheiden, wieder ein kleines Kind zu werden.» 🚼

Meister Pelikan: «Gibt es auch Quallen in Schweizer Seen?»

Qualle Aurelia: «Süsswasserquallen (Craspedacusta sowerbii) leben normalerweise als kleine Polypen auf dem Grund einiger Seen. Doch wenn im Sommer die Bedingungen besonders günstig sind, verwandeln sich die Polypen in freischwimmende Quallen und du kannst sie nahe der Wasseroberfläche des Zürichsees sehen. 💦

Sie werden etwa 2 cm groß. Vor ihnen muss sich aber niemand fürchten – höchstens die winzigen Krebse, welche von ihnen gefressen werden.» 🦀

Meister Pelikan: «Welches ist die weiteste Reise einer Qualle?»

Qualle Aurelia: «Quallen haben es sogar schon bis ins Weltall geschafft! 1991 reisten Mondquallen mit dem Space Shuttle Columbia in den Weltraum, damit Wissenschaftler untersuchen konnten, wie sich die Schwerelosigkeit auf sie auswirkte. 🚀

Die Quallen vermehrten sich im Weltraum. Als sie zur Erde zurückkamen, stellten die Wissenschaftler fest, dass die im Weltraum geborenen Quallen nicht mit der Erdanziehungskraft umgehen konnten.» 🌍

Meister Pelikan: «Ein paar abschliessende Worte?»

Qualle Aurelia: «Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie die Ozeanografin Dr. Karen Kienberger, lernen jeden Tag mehr über uns Quallen! Sie kennen unterdessen etwa 2000 Quallen-Arten. Jedes Jahr werden neue Arten gefunden. 📋

Bis heute hat der Mensch nur 5% bis 10% der Ozeane erforscht. Die tiefsten Stellen der Ozeane sind für die Menschen sogar noch viel unbekannter. Einige Forscherinnen und Forscher schätzen, dass zwei Drittel der Tierarten im Meer noch völlig unentdeckt geblieben sind. Für die Ozeanforscher gibt es noch viel Arbeit.» 🌊

Lungenqualle schwimmend
Lungenqualle - Rhizostoma pulmo

🐢🐬🐋🐙 Ich wünsche dir viel Spass bei diesem tierischen Abenteuer!🐝🦁🐧🐒

❤️-lichst

Unterschrift-Pelikan | kelonya.ch

Autorin: Dr. Karen Kienberger, Ozeanografin
Bearbeitung: Cathryn Lehmann
Schriftsatz, Grafik: Thom Wettstein

Es gibt ein Projekt, das sich um die Erforschung und den Schutz von Quallen einsetzt. Unsere Autorin Dr. Karen Kienberger ist Gründerin dieser Forschungseinrichtung im Süden Spaniens. ☀️

Besuche 👉 the jellyfish research south spain 👈, um mehr über Quallen zu erfahren.


Quellen: https://www.natgeokids.com/nz/discover/animals/sea-life/jellyfish-facts/

Header Foto Meeresschildkröte: © PublicDomainPictures, Pixabay Restliche Fotos: © Darius Enayati & Karen Kienberger