Hallo, ich bin‘s! Kelonya, die Grüne Meeresschildkröte. 🐢
Du kennst mich vielleicht schon aus dem musikalischen Hörspiel 👉 «D Reis vo dr Kelonya». 👈 🎶👂🏼
👉 Im Hörspiel «D Reis vo dr Kelonya» erfährst du, welche Abenteuer ich auf meiner Reise erlebt habe!
Ich bin eine Grüne Meeresschildkröte. Man nennt mich auch Schwarzmeerschildkröte oder Pazifik-Grünschildkröte. Ich wurde auf den Namen «Kelonya» getauft, weil mein wissenschaftlicher Name «Chelonia mydas» lautet.
«Chelonia» kommt vom griechischen Wort «Chelone», das Schildkröte bedeutet, und «mydas» von «mydos», das Nässe bedeutet. Dieser Name ist wichtig, weil dann nämlich Forscherinnen und Forscher auf der ganzen Welt genau wissen, welche Meeresschildkröte gemeint ist, wenn sie von mir sprechen. Sogar dann, wenn jede und jeder in einer anderen Sprache forscht.
Mein geläufiger Name «Grüne Meeresschildkröte» hat aber nichts mit den Farben meines Panzers zu tun. Nein, es geht vielmehr um die grünliche Farbe meines Körperfetts. 🐢
Was esse ich? 🍴
Ich esse als erwachsene Meeresschildkröte grosse Mengen an Seegras und Algen. Davon kriegt mein Körperfett seine grüne Farbe. Grüne Meeresschildkröten sind die einzigen Meeresschildkröten, die als erwachsene Tiere vegetarisch leben. Als Baby sind wir noch Fleischfresser und auf unserem Menu-Plan stehen kleine Krebse, Muscheln, Würmer, Quallen, Schwämme und vieles mehr. 🦀
Wegen meiner Vorliebe für Pflanzen halte ich mich sehr gern in Küstennähe, bei Inseln, in Buchten und an geschützten Ufern auf. Für mich ist es sehr wichtig, dass es dort Seegraswiesen am Meeresgrund gibt. Ich knabbere wie ein Unterwasser-Rasenmäher nur die obersten Seegras-Spitzen ab und lasse die Wurzeln stehen. 🌱
Die Wurzeln geben dem Meeresboden bei Sturm und hohen Wellen Halt. Auf diese Weise bleiben die Seegraswiesen am Meeresgrund gesund. Das ist wichtig, weil sich dort kleine Fische vor Raubfischen verstecken können. 🐠
Wo lebe ich? 🌍
Wir Grünen Meeresschildkröten sind die am häufigsten vorkommende Art von Meeresschildkröten. Wir leben rund um den Erdball. So findest Du uns am Mittelmeer aber auch in den tropischen und subtropischen Gewässern des Atlantiks, des Indischen Ozeans und des Pazifiks. 🌏
Wir mögen wärmere Wassertemperaturen. In Gebieten, in denen die Meerestemperaturen unter 7 oder 10° C sinken, ist es uns eher zu kalt.🌡
Im Mittelmeer gibt es drei verschiedene Arten von Meeresschildkröten. Wir Grünen Meeresschildkröten sind von allen drei leider am meisten vom Aussterben bedroht. Die Strände, wo wir unsere Eier ablegen, liegen vor allem in Zypern und in der Türkei sowie im Libanon, in Ägypten und Israel.
So sehe ich aus: 👀
Du kannst mich ganz leicht von anderen Meeresschildkröten unterscheiden. Ich besitze nämlich nur ein einziges Paar Schuppen über den Augen 👁 und nicht zwei Paare wie die anderen Meeresschildkröten.
Ich gehöre zu den grössten Meeresschildkröten der Welt – darauf bin ich stolz ☺️! Erwachsene Tiere wie ich werden bis zu 1,5 Meter lang. Unser durchschnittliches Gewicht beträgt 70 – 190 Kilogramm.
Stell dir vor: Wir werden also etwa so schwer wie 1-2 erwachsene Menschen! 👫
Die grösste je gemessene Grüne Meeresschildkröte war 1,5 Meter lang und wog 395 Kilogramm. Das ist fast so viel wie ein Pferd 🐎!
Mein Kopf ist dagegen eher klein. Ich kann ihn nicht wie die Landschildkröten in den Panzer einziehen. Unsere Männchen sind übrigens etwas grösser als wir Weibchen und sie haben auch einen längeren Schwanz.
Unsere Panzer sind mit vielen verschiedenen Farbtönen geschmückt. Sie reichen von hell- bis dunkelgrün, von blass bis zu sehr leuchtenden Gelb-, Braun- und Grüntönen mit strahlenden Streifen. Diese Farbenpracht bekommen wir aber erst, wenn wir heranwachsen. Als Babys tragen wir noch einen schlichten schwarzen Rücken und haben einen hellen Brustpanzer. 🐢
Wir Grünen Meeresschildkröten haben wie alle Meeresschildkröten zwei starke Vorderflossen. Diese sehen aus wie Paddel. Sie machen uns zu kraftvollen und eleganten Schwimmerinnen und Schwimmern. Die vorderen Flossen geben uns die Kraft zum Schwimmen. Unsere kürzeren Hinterflossen sind dafür da, dass wir beim Schwimmen stabil im Wasser liegen. An allen Flossen haben wir kleine Krallen. 🔍
Meine Reisen. ⛵️
Wir mögen es gerne warm. Deshalb verlassen wir Grünen Meeresschildkröten ab und zu das Wasser für ein Sonnenbad. Ansonsten wärme ich mich auf, indem ich nahe an der Wasseroberfläche schwimme. 🌞
Wie alle Meeresschildkröten unternehmen wir sehr lange Wanderungen. Denn wir müssen unsere Eier unbedingt ❕dort ablegen, wo wir selber vor vielen Jahren als Babys aus dem Ei geschlüpft und ins Meer gekrabbelt sind. Ein anderer Strand kommt dafür nicht in Frage! Wir schwimmen deshalb unermüdlich quer durch die Ozeane von unseren Futterplätzen bis zu unserem Geburtsstrand zurück. 🌏
Manchmal legen wir Weibchen eine Strecke von mehr als 1000 km zurück, um diesen besonderen Strand zu erreichen. Das ist eine weite und oft auch gefährliche Reise.
👉 Im Hörspiel «D Reis vo dr Kelonya» erfährst du, welche Abenteuer ich auf meiner Reise erlebt habe!
Wie kann ich meinen Strand im weiten Meer wieder finden? 🤔
Das ist ganz einfach 😊: Ich nehme das Magnetfeld der Erde mit seinen unsichtbaren Linien wahr. Die Erde ist nämlich ein riesiger Magnet! Jeder Ort auf der Welt und auch jede Küste sendet sein ganz eigenes, magnetisches Signal aus.
Ich habe mir bei meiner Geburt das magnetische Signal von meinem Strand gemerkt 💡 und kann es mit meinem «inneren Kompass» orten. Auf diese Weise finde ich immer wieder meinen Weg nach Hause. 🗺
Meine Babys schlüpfen! 🐢
Es dauert etwa 6-8 Wochen, bis die Schildkrötenbabys aus den Eiern schlüpfen. Die Temperatur während der Brutzeit entscheidet darüber, ob ein Männchen oder ein Weibchen aus dem Ei schlüpfen wird. Je wärmer es ist, desto eher wird es nämlich ein Weibchen 🐢.
Wenn also auf der Welt die Temperatur wegen dem Klimawandel weiter ansteigt, könnten vielleicht nur noch Weibchen zur Welt kommen. Gleichzeitig sind zu hohe Temperaturen für die Eier auch eine tödliche Gefahr. 🔥
Aber die gefährlichste Zeit im Leben einer Grünen Meeresschildkröte ist die, in der die frisch geschlüpften Schildkrötenbabys den Weg vom Nest zum Meer suchen. Viele Raubtiere wie Krebse 🦀, kleine Meeressäugetiere und Küstenvögel warten nur auf diesen Moment und machen in dieser kurzen Zeit Jagd auf die wehrlosen Schildkrötenbabys.
Deshalb klettern die Jungtiere alle gleichzeitig aus ihrem Nest, um als krabbelnde Schar die lauernden Räuber zu verwirren. Die Kleinen kriechen so schnell sie können in die Sicherheit der Wellen des Meeres. Danach verbringen die Jungen ihre ersten fünf Jahre hauptsächlich im offenen Ozean. Man sieht sie dann sehr selten, da sie oft tief abtauchen. 🌅
Gefahren, die uns drohen. ⚠️
Eigentlich müssten wir uns nur vor grösseren Haien – wie den Weissspitzen- und Tigerhaien – in Acht nehmen. Obwohl wir dies eigentlich gut meistern könnten und dies keine Bedrohung für unsere Art wäre sind wir Grünen Meeresschildkröten sehr gefährdet, auszusterben 😥. Die Anzahl der lebenden Tiere ist in den letzten 50 Jahren um 90% gesunken 📉! Der Grund dafür sind die Menschen, die Jagd auf uns machen. Denn unser Fleisch und unsere Eier gehören zu den Nahrungsmitteln für viele Küstenbewohner. Aber auch wegen anderen Körperteilen werden wir getötet. 🏹
Wusstest du, dass wir auch wegen unserer Haut oder unserer farbigen Panzer gejagt werden? Daraus werden z.B. Leder-Handtaschen oder touristische Souvenirs hergestellt, obwohl der Handel mit Schildkrötenprodukten seit 1979 eigentlich verboten ist. Auch unser Körperfett ist beliebt, da es für medizinische oder kosmetische Produkte eingesetzt wird.
Oft passieren uns Unfälle mit Bootspropellern. Dies geschieht in dem Moment, in dem wir zur Wasseroberfläche schwimmen müssen, um zu atmen. Oder wir ertrinken, weil wir uns unter Wasser in ein verloren gegangenes Fischernetz verwickelt haben.
Wir Meeresschildkröten können uns zwar unter Wasser mehrere Stunden lang ausruhen oder sogar schlafen 😴. Die Zeit unter Wasser wird aber deutlich kürzer, wenn wir uns bewegen. Zum Beispiel wenn wir nach Nahrung tauchen oder Raubtieren entkommen wollen. Vor allem wenn wir gestresst sind, können wir nicht mehr so gut atmen. Etwa 5 Minuten lang kann ich unter Wasser schwimmen. Danach muss ich unbedingt auftauchen und brauche dann 1 – 3 Sekunden Zeit, um Luft zu holen 🌬. Wir können deshalb leider sehr schnell ertrinken, wenn wir in Schleppnetze oder andere Fanggeräte unter Wasser geraten.
Eine weitere Gefahr ist für unsere frisch geschlüpften Jungtiere das viele Licht von Strassenlaternen oder Leuchtreklamen an den Stränden. Sie kriechen dann ganz verwirrt zum Licht hin und finden den Weg zum Meer nicht mehr.
Es gibt zwar internationale Verträge und Vereinbarungen, um die Jagd auf Meeresschildkröten zu verbieten und unsere Nistplätze zu schützen ☂️. Da wir aber so weite Wanderungen unternehmen und dabei viele Landesgrenzen überschreiten, müssen alle Länder verlässlich und über viele Jahre hinweg zusammen arbeiten. Nur so kann unser Überleben gesichert werden. Die Zusammenarbeit unter den Ländern ist aber leider noch viel zu schwach und die Schutzmassnahmen gehen nur schleppend voran. 🐌
Plastik, eine neue Gefahr für uns! 🍼⚠️
Eine grosse und eher neue Gefahr für uns Meeresschildkröten ist der viele Plastik, der im Ozean schwimmt. Die Kunststoffe sind oft grün oder durchsichtig und sehen fast so aus wie die Pflanzen, die wir fressen 🌱. Wir Meeresschildkröten suchen uns unsere Nahrung mit den Augen aus 👀 und wählen sie nach Form, Grösse und Farben aus. Wir können deshalb schwimmende Plastikteile nicht von Meeresalgen unterscheiden und fressen so ungewollt viel Kunststoff. 😨
Junge Meeresschildkröten sind am meisten gefährdet. Sie lassen sich von den Strömungen treiben, in denen sich viel Treibschutt und Plastik ansammelt. Ausserdem sind unsere Babys sehr gefrässig und bei der Nahrungssuche viel weniger wählerisch als erwachsene Meeresschildkröten. Sie fressen alles, was was nach Nahrung aussieht – und deshalb auch viel Plastik. 😰
In Zypern haben Forscher 19 tote Grüne Meeresschildkröten untersucht, die dort an den Stränden gefunden wurden. Sie fanden in ihren Mägen und Därmen sehr viele Plastikteile. Sogar Teile von Autoreifen, Zigaretten, Kleidung, Seile und Fischernetze hatten die armen Tiere verschluckt!
Das Dumme ist, dass wir Meeresschildkröten uns nicht erbrechen können, wenn wir etwas Falsches verschluckt haben. Der Plastik geht unaufhaltsam in unseren Darm und bleibt dort oft stecken. Selbst ein einziges Stück Plastik kann zum Tod führen. Manchmal wird der Magen durch ein Stück Plastik blockiert oder der Darm wird durch ein scharfkantiges Plastikstück zerschnitten.
Wir brauchen Hilfe! 🚨
Es gibt eine Organisation, die sich weltweit für den Schutz der Natur einsetzt: Die «Weltnaturschutzunion», auf Englisch «International Union for the Conservation of Natur» oder einfach ganz kurz «IUCN» 🏛. Sie hat uns auf die sogenannte «rote Liste» gesetzt. 📝
Auf diese rote Liste kommen Tiere oder Pflanzen nur, wenn sie extrem selten und bedroht sind, bald auszusterben. Aussterben bedeutet, dass es von einem Tier auf der ganzen Welt kein einziges lebendes Exemplar mehr gibt. Stell dir vor, es gäbe auf der ganzen Welt keine einzige Grüne Meeresschildkröte mehr… der Gedanke macht mich sehr traurig. 😓
Aber es macht mich sehr glücklich, dass ich dir hier über mich erzählen kann und du über uns Meeresschildkröten soviel lernst. Nur wenn alle Menschen uns kennen und verstehen, was unsere Sorgen sind, werden sie uns helfen können. 🤓
Deshalb erzähle bitte all deinen Freundinnen und Freunden von uns Grünen Meeresschildkröten und dass wir dringend Hilfe brauchen‼️
Und am besten hörst du dir meine ganz persönliche Geschichte an, das musikalische Hörspiel 👉 «D Reis vo dr Kelonya» 👈. Es ist mit vielen schönen Liedern geschmückt und berichtet von Begegnungen mit Kindern und vielen anderen Meerestieren.
🐢🐬🐋🐙 Ich wünsche dir viel Spass bei diesem tierischen Abenteuer!🐝🦁🐧🐒
❤️-lich, deine
👉 Im Hörspiel «D Reis vo dr Kelonya» erfährst du, welche Abenteuer ich auf meiner Reise erlebt habe!
Autorin: Dr. Karen Kienberger, Ozeanografin
Berarbeitung: Cathryn Lehmann, Fabienne Müller
Schriftsatz, Grafik: Thom Wettstein
Quellen: Web zur Tiervielfalt. https://animaldiversity.org/accounts/Chelonia_mydas/ – Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten wilder Tiere und Pflanzen https://www.cites.org – Internationale Union für die Erhaltung der Natur. http://www.iucn.org – Meeresschildkröten: https://www.seeturtles.org/sea-turtle-factsCasale P, Broderick AC, Camiñas JA, Cardona L and others (2018) Mediterranean sea turtles: current knowledge and priorities for conservation and research. – Endang Species Res 36:229-267. https://doi.org/10.3354/esr00901 – Gündogdu, S., Yesilyurt, I. N. and Erbas, C. (2019) «Potential interaction between plastic litter and green turtle Chelonia mydas during nesting in an extremely polluted beach’, Marine Pollution Bulletin, 140(November 2018), pp. 138–145. doi: 10.1016/j.marpolbul.2019.01.032.
Header Foto : © Reinhard Dirscherl, Foto #1: © Eretmochelys Imbricate, Foto #2: © Marcello-Rabozzi, Foto #3: © Skeeze