Die Wunder des Korallenriffs
Die Wunder des Korallenriffs 🐠
Kelonya, die Meeresschildkröte fragt bei Pippo dem Clownfisch nach, wie es im Korallenriff aussieht.
Kelonya: «Hallo Pippo, dich habe ich ja schon lange nicht mehr gesehen in deiner farbigen Unterwasserwelt! Diese Korallen sind ja wunderschön. Was ist das eigentlich, ein Korallenriff?» 🐢
Pippo: «Hallo Kelonya! Schön dich zu sehen. Ja, du könntest auf den ersten Blick denken, Korallenriffe bestünden aus Felsen, aber in Wirklichkeit sind sie lebende Organismen. Es handelt sich um festes Material, das aus Überresten von kleinen Meeresorganismen aufgebaut ist. 🔬
Es sind Lebewesen, die ganze Kolonien bilden. Sie werden Steinkorallen oder Hartkorallen genannt und gehören zu den Phylum-Nesseltieren. Korallenriffe gehören zu den vielfältigsten und schönsten Ökosystemen der Erde. Eine fantastische Vielfalt an Lebewesen sind hier zu Hause». 🐡🐠🐟
Kelonya: «Wie entsteht denn so ein Riff?» 🌊
Pippo: «Korallen bestehen aus vielen einzelnen Tierchen, den Polypen. Polypen leben an der Aussenseite des Riffs. Wenn sie absterben, werden sie hart und es wachsen neue Polypen auf ihnen. Auf diese Weise wächst das Riff langsam – aber stetig. 🐚
Die Polypen bilden ganze Völker und Kolonien, und wachsen in verschiedenen Formen. Einige sehen aus wie Pilze, einige wie Bäume, Fächerwaben, Blumen oder sogar wie Gehirne.» 🧠
Kelonya: «Was beeinflusst sonst noch das Wachstum des Riffs?»
Pippo: «Zum Beispiel wenn Skelette von Tieren wie Schnecken, Muscheln, Seeigeln und Seesternen auf das Riff sinken. ⭐️
Einige Lebewesen zermalmen ausserdem die Korallenskelette zu feinem Sand, der wiederum die Lücken im entstehenden Riff füllt. Sie grasen den Grund ab und teilweise bohren sie auch in den harten Untergrund. 🧱
Algen und andere Krustentiere helfen dabei, den Sand und die einzelnen Korallenteile miteinander zu verbinden und zusammenzuhalten.» 🔗
Kelonya: «Gibt es die überall, diese Riffe?»
Pippo: «Nein, nur in speziellen Gebieten. 🔍
Steinkorallen brauchen spezielle Bedingungen um zu gedeihen. Sie wachsen nur in klarem, sonnenbeschienenem, flachem Wasser, wo die Temperatur mindestens 18°C – noch besser 25- 29 °C – beträgt. 🌡
Sie wachsen am besten dort, wo es wenig Wellenbewegungen oder Ablagerungen durch Flussabläufe gibt. Diese Bedingungen gibt es nur in einigen tropischen und subtropischen Gebieten. Die meisten Korallenriffe findest du im Indopazifik, der sich vom Roten Meer bis zum zentralen Pazifik erstreckt. Ein paar wenige Riffe gibt es auch rund um das Karibische Meer. 🌎
Das grösste Korallenriff ist aber das Great Barrier-Reef vor Queensland, Australien. Es erstreckt sich über 2.000 km. 😮 Es ist das grösste Bauwerk, das jemals von lebenden Organismen geschaffen wurde und ist so gross, dass Astronauten es vom Weltraum aus sehen können!» 🪐
Kelonya: «Du hast von den Polypen erzählt. Was fressen diese kleinen Tierchen?»
Pippo: «Nachts kriechen Korallenpolypen zum Fressen aus ihren Skeletten und strecken ihre langen, stechenden Tentakel aus, um winzige vorbeischwimmende Beutetiere einzufangen. Diese werden in die Mäuler der Polypen gezogen und in ihren Mägen verdaut. Sie benutzen ihre Tentakel auf die gleiche Weise wie ihre nahen Verwandten, die 👉 Quallen 👈.
Die Polypen haben aber auch noch zusätzliche Hilfe bei der Nahrungssuche: Die meisten Korallen haben eine einzigartige Partnerschaft mit winzigen Algen, den Zooxanthellen. Diese Algen leben in den Korallenpolypen und nutzen das Sonnenlicht, um daraus Zucker zu gewinnen. Dieser liefert den Polypen die dringend benötigte Nahrung.» 🍴
Kelonya: «Wie schnell wächst so ein Korallenriff?»
Pippo: «Korallenriffe wachsen sehr langsam. Grosse Riffe wachsen 1 bis 2 cm pro Jahr. Es wird geschätzt, dass einige der grössten Riffe bis zu 30 Millionen Jahre gebraucht haben, um sich zu bilden.» ⌛️
Kelonya: «Manche nennen Korallenriffe auch die Regenwälder der Meere. Warum ist das so?»
Pippo: «Die warmen, sonnigen Gewässer eines Riffs werden von einer grossen Vielfalt an Lebewesen bevölkert, ähnlich wie bei Regenwäldern an Land. ☀️
Die reichsten und gesündesten Riffe beherbergen Tausende von Fischarten und anderen Meereswirbeltiere, wie z.B. Meeresschildkröten, wie du eine bist. Ausserdem sind auch alle wichtigen Gruppen wirbelloser Tiere vertreten. Dazu gehören Schwämme, Würmer, Anemonen und nicht-riffbildende Korallen (wie z.B. Seefächer), Krebstiere, Weichtiere (zu denen Schnecken, Muscheln und Kraken gehören) und Stachelhäuter (Seeigel und ihre Verwandten). 🦀
Jeder noch so kleine Raum eines Riffs wird von einem Tier als Versteck und Unterschlupf genutzt. Alle Lebewesen im Riff sind Teil eines vielfältigen Beziehungsgeflechts. Viele Riffbewohner leben in Partnerschaften mit anderen Lebewesen.» 💍
Kelonya: «Diese Partnerschaft nennt man «Symbiose»! Im Hörspiel 👉 D Reis vo dr Kelonya 👈 hast du mir davon erzählt.»
Pippo: «Genau! Es ist sehr schwierig, im Riff ein sicheres Versteck oder einen Unterschlupf zu finden. Diese Plätze sind sehr wertvoll und deshalb hart umkämpft. 🥊
Alle Bewohner des Riff sind Teil eines vielfältigen Beziehungsgeflechts. Im Korallenriff-Ökosystem wimmelt es von solchen Beziehungen der Lebewesen. Um ein sicheres Zuhause zu finden, müssen die Riffbewohner oftmals eine innige Bindung mit einem anderen Lebewesen eingehen. Diese Partnerschaft wird eben «Symbiose» genannt. 🐚❤️🐟
Es gibt verschiedene Formen von Partnerschaften: Manchmal haben alle einen Nutzen davon. Es kommt aber auch vor, dass nur der ein Lebewesen davon profitiert, während das andere geschädigt wird oder sogar sterben kann.» ☠️
Kelonya: «Das klingt sehr gefährlich. Gehen denn auch Korallenpolypen eine solche Beziehung ein?»
Pippo: «Ja, das tun sie! 👍
Es besteht eine Symbiose zwischen den Korallenpolypen und einzelligen Algen. Diese nennt man Zooxanthellen. Sie leben im Inneren jedes Polypen. 🛌
Diese Algen fangen das Sonnenlicht ein und führen die Photosynthese durch: Licht, Wasser und Kohlendioxid wird zu Sauerstoff und energiereichen, organischen Stoffen umgewandelt. 🌞
So kriegt der Korallenpolyp den Sauerstoff und andere Nährstoffe, den er zum Überleben braucht. Die Alge erhält im Gegenzug das vom Polypen ausgestossene Kohlendioxid für die Photosynthese. ♻️
Die Algen liefern auch Farbpigmente, die dazu beitragen, das weisse Skelett der Korallen vor Sonnenlicht zu schützen. Es ist für beide Beteiligten eine vorteilhafte, symbiotische Beziehung.» 👍
Kelonya: «Pippo, du lebst ja mit einer Seeanemone zusammen. Erzähl mir mehr von eurer Wohngemeinschaft!»
Pippo: «Ja, ich lebe mit meiner Seeanemone und einigen winzigen Putzergarnelen zusammen. Die Tentakel der Anemone bieten uns Schutz. Dafür helfen die Putzergarnelen und ich der Anemone, indem wir ihre Tentakel abknabbern und sie dabei von Parasiten befreien. Und ich schütze die Anemone zusätzlich vor Räubern wie dem Falterfisch. 🦐
Es gibt aber auch andere Wohngemeinschaften: 🏠
Einige Anemonen haften an den Schalen von Einsiedlerkrebsen. So kommen sie einfacher an ihre Beute, weil die Krebse sich mit ihnen bewegen. Die Krabbe wird im Gegenzug durch die stechenden Tentakel der Anemone vor Angriffen von aussen geschützt.» 🐚
Kelonya: «Welche Bedeutung haben Korallenriffe für das Leben im Meer?»
Pippo: «Korallenriffe sind aus mehreren Gründen von unschätzbarem Wert.
1️⃣ Korallenriffe schützen die Küsten vor tropischen Stürmen, weil sie die Zerstörung durch grosse Wellen verringern. Ohne diese schützende Barriere um Inseln und Küsten herum, würde immer mehr Land von den Ozeanen abgetragen werden. 🪁
2️⃣ Riffe sind hochproduktiv. Sie erzeugen mehr lebende Biomasse als jedes andere Meeresökosystem und sind eine wichtige Nahrungsquelle für viele Küstenbewohner. 🍽
3️⃣ In Korallenriffen leben mehr Arten pro Fläche, als in jedem anderen Teil des Meeres. Wissenschaftler schätzen, dass es mehrere Millionen unentdeckte Arten von Lebewesen gibt, die rund um die Korallenriffe leben. Diese Artenvielfalt kann in der nahen Zukunft mithelfen, neue Medikamente zu finden. 💊
Viele dieser Rifforganismen enthalten biochemisch wirksame Substanzen, die als mögliche Heilmittel für Arthritis, Krebs und andere Krankheiten erforscht werden. 🦠
Die aussergewöhnliche Schönheit der Korallenriffe ist ein wichtiger Touristenmagnet für Schnorchler und Tauchbegeisterte. Der Tourismus kurbelt die lokale Wirtschaft an.» 🤿
Kelonya: «Hmmm… das klingt interessant! Doch es gibt in der heutigen Welt bestimmt auch viele Herausforderungen für die Korallenriffe?»
Pippo: «Es gibt vieles, was dem Riff schadet:
Grosse Schäden verursachen menschliche Aktivitäten, beispielsweise die Wasserverschmutzung, unkontrollierte Überbauung der Küsten und Tauchtourismus. 🤿
Das Einsammeln von Korallen und anderen Riffbewohnern für den Aquarien- und Schmuckhandel schadet unserem Lebensraum. Aber auch der Abbau von Riffen für Baumaterialien und zerstörerische Fischereipraktiken sind ein grosses Problem. ⚓️
Eine schlimme Fischereimethode, bei der Korallen in weiten Bereichen des Riffs getötet werden, ist der Einsatz von Gift, um tropische Fische für die Aquarien zu fangen. Dabei wird Natriumcyanid verwendet. Dieses Gift macht ausgewählte Riff-Fische bewegungsunfähig, wodurch sie leicht eingesammelt werden können. Dieses Gift tötet aber alle lebenden Korallen, die damit in Kontakt kommen. Die Gesundheit des Riffs nimmt auf diese Weise dramatisch ab. ☣️
Korallenriffe brauchen sauberes, klares Wasser, um zu überleben. Wenn Ablagerungen oder Schadstoffe ins Wasser gelangen, ersticken diese die Korallenriffe. Schädliche Algen gedeihen besser und verschlechtern die Wasserqualität. 👎
Die Wasser-Verschmutzung macht die Korallen auch anfälliger für Krankheiten. Das behindert das Wachstum und die Fortpflanzung der Korallen und durch die Veränderungen der Nahrungsstrukturen gerät das natürliche Gleichgewicht aus dem Lot.» ⚖️
Kelonya: «Ich liebe die bunten Farben der verschiedenen Korallen! Ich fühle mich manchmal, als wäre ich in einen Farbtopf gefallen, wenn ich durch das Riff schwimme. Es gibt aber auch Riffe, die farblos und bleich sind. Was ist mit ihnen geschehen?»
Pippo: «Die Korallenbleiche ist besonders schlimm. Die riffbildenden Korallen verlieren bei der Bleiche ihre Farben. Die Korallenpolypen stossen die winzigen Algen ab, die ihnen ihre Farben geben, oder sie verlieren einfach ihre Farbpigmente. Dies kann bis zum Absterben der Korallen führen.» ⚰️
Kelonya: «Weshalb kommt es zu dieser Bleiche?»
Pippo: «Das sind verschiedene Gründe: Das Wasser wird immer schmutziger und das Meer immer wärmer. In den letzten Jahrzehnten sind viele Korallenriffe ausgebleicht. Viele Riffe in weiten des Ozeans sind davon betroffen. 🌊
Korallenriffe erholen sich teilweise von einzelnen Schäden. Sind sie aber anhaltenden Belastungen ausgesetzt, können sie sterben. Wissenschaftler schätzen, dass zwei Drittel der Warmwasser-Riffe der Welt in naher Zukunft verschwinden können.» 😢
Kelonya: «Leiden Korallenriffe auch unter dem vielen Plastikmüll im Meer?»
Pippo: «Ja, auch darunter leiden sie stark.
1️⃣ Plastik hindert Licht und Sauerstoff daran, die Korallen zu erreichen – zwei Elemente, die für das Überleben der Korallen und ihrer symbiotischen Algen notwendig sind.
2️⃣ Kunststoffe zerkratzen Korallen, indem sie die Korallenhaut aufreissen. Dabei sind Kunststoffe ideale Nährböden für Bakterien. Für die Korallen ist es, als würden sie sich mit einem schmutzigen Messer schneiden: Es entstehen Infektionen.
Leider aber und erstaunlicherweise scheint Plastik den Korallen zu schmecken! Eine Studie zeigte, dass Korallen Plastik nicht immer nur irrtümlich aufnehmen, sondern auch ganz gezielt, wie ein feiner aber ungesunder Snack.» 🍿
Ein Nachwort von Kelonya: «Wir Meeresschildkröten sind für die Korallenriffe überlebenswichtig! ❗️
Sie sind die Heimat von meinen Stammesgenossen, den Echten Karettschildkröten. Sie fressen in den Korallenriffen ganz spezielle Arten von Meeresschwämmen. Das gibt Platz, damit auch seltenere Schwammarten gedeihen können. Und so erhöht sich die Vielfalt des Lebens auf dem Riff. ✅
Diese Vielfalt nennt man auch ‹Biodiversität›. Ohne die Karettschildkröten überwuchern Schwämme die langsam wachsenden Korallen und sie sterben ab. Da Korallenriffe durch den Klimawandel und andere Einflüssen immer mehr bedroht werden, ist die Rolle der Echten Karettschildkröte am Riff sogar noch wichtiger geworden.» 🐢
Und am besten hörst du dir meine ganz persönliche Geschichte an, das musikalische Hörspiel 👉 «D Reis vo dr Kelonya» 👈. Es ist mit vielen schönen Liedern geschmückt und berichtet von Begegnungen mit Kindern und vielen anderen Meerestieren.
🐢🐬🐋🐙 Ich wünsche dir viel Spass bei diesem tierischen Abenteuer!🐝🦁🐧🐒
❤️-lich, deine
Autorin: Dr. Karen Kienberger, Ozeanografin
Berarbeitung: Cathryn Lehmann, Fabienne Müller
Schriftsatz, Grafik: Thom Wettstein
Header Foto: © Silvia Schenk, Pixabay Korallenriff Foto 1: © lpittman, Pixabay Korallenriff Foto 2: © agkaimal, Pixabay Anemone Foto: © Michelle Maria, Pixabay Weisse Koralle Foto: © Dominique clain, Pixabay
Zusammenarbeit mit «Kyma Sea Conservation & Research»
Zusammenarbeit mit Kyma Sea Conservation & Research
«Gönnt unseren Meeren eine Pause»!
Kelonya freut sich riesig, mit 👉 Kyma Sea Conservation and Research 👈 zusammen zu arbeiten! 🐢❤️🐬
Dazu sprechen wir in unten stehendem Blog-Video mit Dr. Silvia Frey. Sie setzt sich seit über 20 Jahren für den Schutz unserer Ozeane ein. Heute ist die ausgebildete Umweltnaturwissenschaftlerin und spezialisierte Meeresschutzbiologin Geschäftsleiterin ihrer eigenen Organisation «Kyma Sea Conservation & Research». 🌊
Im November 2019 traf sie das Kelonya Team zum ersten Mal. Damals war die Geschichte der Meeresschildkröte Kelonya gerade am Entstehen. Und weil Kyma und Kelonya beide das Ziel haben, Menschen und besonders Kinder über den Schutz des Meeres aufzuklären, war der Beschluss bald klar: Kyma und Kelonya arbeiten zusammen, wenn es um den Schutz unserer Ozeane geht! 🌏
Silvia unterstützt seither das Kelonya-Team mit ihrem langjährigen Wissen und ihrer Erfahrung in Forschung und Meeresbiologie. 🌊
Im Interview mit Fabienne-Alexia stellt sie sich mit ihrer Organisation «Kyma» vor und dabei wird die Zusammenarbeit mit Kelonya verkündet. Ziel ist es, mit zunehmendem Erfolg beider Unternehmungen die Zusammenarbeit zu stärken und die gegenseitige Entwicklung zu fördern.
Wir freuen uns auf diesen gemeinsamen Weg! 🌈
Schau dir hier ⬇️ das Video mit dem Interview an und erfahre, warum wir «Sushi nicht wie Raclette essen» können.
Kelonya freut sich riesig, hier ihre Zusammenarbeit mit 👉 Kyma Sea Conservation and Research 👈 vorzustellen! 🐢❤️🐬
Dazu sprechen wir in unten stehendem Blog-Video mit Dr. Silvia Frey. Sie setzt sich seit über 20 Jahren für den Schutz unserer Ozeane ein. Heute ist die ausgebildete Umweltnaturwissenschaftlerin und spezialisierte Meeresschutzbiologin Geschäftsleiterin ihrer eigenen Organisation «Kyma Sea Conservation & Research». 🌊
Im November 2019 traf sie das Kelonya Team zum ersten Mal. Damals war die Geschichte der Meeresschildkröte Kelonya gerade am Entstehen. Und weil Kyma und Kelonya beide das Ziel haben, Menschen und besonders Kinder über den Schutz des Meeres aufzuklären, war der Beschluss bald klar: Kyma und Kelonya arbeiten zusammen, wenn es um den Schutz unserer Ozeane geht! 🌏
Silvia unterstützt seither das Kelonya-Team mit ihrem langjährigen Wissen und ihrer Erfahrung in Forschung und Meeresbiologie. 🌊
Im Interview mit Fabienne-Alexia stellt sie sich mit ihrer Organisation «Kyma» vor und dabei wird die Zusammenarbeit mit Kelonya verkündet. Ziel ist es, mit zunehmendem Erfolg beider Unternehmungen die Zusammenarbeit zu stärken und die gegenseitige Entwicklung zu fördern.
Wir freuen uns auf diesen gemeinsamen Weg! 🌈
Schau dir hier ⬇️ das Video mit dem Interview an und erfahre, warum wir «Sushi nicht wie Raclette essen» können.
Höre dir meine ganz persönliche Geschichte an! Das musikalisches Hörspiel 👉 «D Reis vo dr Kelonya» 👈 erzählt dir von meiner Reise zum Perlmuttstrand. Es ist mit vielen schönen Liedern geschmückt und berichtet von meinen Begegnungen mit Kindern und vielen anderen Meerestieren.
🐢🐬🐋🐙 Somit wünsche ich dir viel Spass bei diesem tierischen Abenteuer!🐝🦁🐧🐒
❤️-lichst
Header Foto: © Silvia Frey, kyma-sea.org
Gönnt unseren Meeren eine Pause!
Gönnt unseren Meeren eine Pause!
Meister Pelikan fragt bei Dr. phil. nat. Meeresschutzbiologin Silvia Frey, Gründerin der Meeresschutz-Organisation 👉 Kyma-Sea 👈 nach, wie es um das Leben im Meer steht.
Vorwort von Meister Pelikan:
Ich und meine Tierschar setzen uns für eine bessere Welt ein und die Kinder sollen hier eine wichtige Rolle übernehmen. Manchmal kann man mit wenig ganz viel erreichen. Es gibt aber auch Themen, bei denen es noch sehr viel Arbeit braucht. Z.B. beim Fischfang. Die Überfischung unserer Meere ist ein sehr ernstes Problem. Hier treffen wir auf eine sehr grosse Herausforderung.
Wie gross diese ist und wie schlimm es um die Fischbestände im Meer steht erzählt Silvia Frey in einem Interview mit mir. Dabei erzählt sie auch von sehr traurigen Tatsachen. Trotzdem sollten wir uns von diesen nicht abschrecken lassen, sondern ihnen mutig ins Auge blicken und uns überlegen, was wir als Fischesserinnen und -esser zu dieser Situation beitragen können. Denn es gibt Hoffnung, wenn wir dem Meer eine Pause gönnen und in Zukunft rücksichtsvoller mit den Schätzen im Meer umgehen.
Meister Pelikan: «Hallo Silvia, ich freue mich mit dir sprechen zu dürfen. Ich bin ein typischer Fischer. Ich erbeute aber immer nur so viel, wie ich gerade brauche. Die Menschen fischen anders. Mit Netzen und Langleinen fangen sie viele Tonnen an Meerestieren. Gibt es überhaupt so etwas wie nachhaltige Meeresfischerei?»
Silvia Frey: «Nachhaltige Fischerei würde ja bedeuten, dass man einen weitsichtigen und rücksichtsvollen Umgang mit den Fischbeständen betreiben würde. Dies ist im weltweiten Fischfang und- Konsum leider ein Märchen, denn über 90% der Fischbestände sind bis an die Grenzen genutzt, überfischt oder erschöpft.
Jedes Jahr werden weniger Fische gefangen, da es immer weniger von ihnen gibt. Damit geben sich die Menschen aber nicht zufrieden. Sie vergrössern und ändern einfach die Fanggebiete, oder verfeinern die technischen Möglichkeiten für die Tiefsee- und die Hochseefischerei. Noch vor 60 Jahren befischte man nur 60% der weltweiten Ozeane, heute sind es schon 90%. Die Fischerboote müssen also heute viel längere Strecken zurücklegen und fangen trotzdem viel weniger Fische als früher.»
Meister Pelikan: «Was passiert dabei mit den verschiedenen Arten?»
Silvia Frey: «Wie auch an Land stehen im Meer verschiedene Pflanzen und Tiere miteinander in Verbindung in sogenannten Nahrungsnetzen. Die Fischerei hat diese natürlichen Beziehungen der Pflanzen und Tiere untereinander in den letzten Jahrzehnten stark beeinflusst.
In dem man nicht mehr so viele grosse Tiere fangen konnte, hat man sich auf die Jagd nach immer kleineren Arten gemacht. Dabei fängt die Fischerei heutzutage auch die Jungfische und die Beute der grösseren Arten, von denen es sowieso nicht mehr so viele gibt. So können sich dann die grösseren Meerestiere nicht mehr erholen.
Das Gleichgewicht in den Lebensgemeinschaften und Ökosystemen im Meer verändert sich durch die Fischerei auf diese Weise sehr stark.»
Meister Pelikan: «Essen die Menschen denn immer mehr Fisch und Meeresfrüchte?»
Silvia Frey: «So ist es. Der weltweite Fischkonsum stieg seit 1961 jährlich sehr stark an und erhöhte sich von durchschnittlich 9 kg auf 20.3 kg pro Person und Jahr.
Die Meere sind erschöpft – kein Label kann dies ändern, wenn wir nicht bereit sind, unseren Konsum einzuschränken oder – sofern wir nicht auf Meerestiere als Nahrungsquelle angewiesen sind – ganz darauf zu verzichten. So können wir mithelfen, dass sich Meerestiere wieder erholen können.
Ausserdem können sich so jene Menschen, die in Ländern leben, wo Fisch für das Überleben grundlegend ist, auch wirklich davon ernähren.»
Meister Pelikan: «Klingt einleuchtend. Trotzdem schreitet die Plünderung der Meere weiter voran.»
Silvia Frey: «Das ist leider richtig. Wenn mehr verbraucht wird, als nachwächst, entsteht eine Übernutzung. Diese wird auch als Überfischung bezeichnet.
Sie liegt vor, wenn über viele Jahre mehr Fische gefangen werden als durch Vermehrung hinzukommen. Gemäss der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat sich der weltweite Anteil an überfischten Fischbeständen innerhalb der letzten 40 Jahren verdreifacht.
Das Mittelmeer und das Schwarze Meer sind am meisten überfischt. Betroffen von der Überfischung sind hier sowohl Fische wie Seehecht, Rotbarbe, Seezunge, Sardellen und Sardinen. Aber auch Krebstiere wie Garnelen und Weichtiere wie der Oktopus und andere Tintenfische leiden stark darunter. »
Meister Pelikan: «Kannst du ein Beispiel für eine gefährdete Fischart nennen?»
Silvia Frey: «Klar, zum Beispiel der Thunfisch: Er ist auf der ganzen Welt ein sehr beliebter Speisefisch. Es gibt acht Thunfischarten weltweit. Die Hälfte der Arten ist wegen der Überfischung sehr gefährdet. Ihr weltweiter Bestand geht sehr stark zurück.
Der Rote Thun (auch Nordatlantischer Thun oder Atlantischer Blauflossen Thunfisch genannt) ist besonders teuer; aus seinem Fleisch wird unter anderem Thunfisch-Sushi gemacht. Die Art gilt als stark gefährdet.
Trotz grosser Anstrengung der Forschung können Thunfische bis heute nicht gezüchtet werden. Um die jüngeren Tiere schneller grösser und schwerer werden zu lassen, wird der Rote Thun gefangen und in speziellen Farmen aufgefüttert. Weil für diese Tiere sehr hohe Preise bezahlt werden und die Nachfrage sehr gross ist, befürchtet man, dass sehr viele Tiere illegal gefangen und gemästet werden.
Ich empfehle deshalb, weder Thunfisch- Sushi noch andere Thunfisch Produkte zu essen, und damit den Schutz von Thunfischen zu unterstützen.»
Meister Pelikan: «Wenn es um die Hoch- und Tiefsee-Fischerei geht, wird immer vom Begriff ‹Beifang› gesprochen. Was ist das genau?»
Silvia Frey: «Beifang sind alle versehentlich gefangenen Meerestiere, die nicht der Art entsprechen, die man eigentlich fangen wollte. Ein grosser Teil dieser Tiere wirft man schwer verletzt oder tot wieder über Bord.
Schätzungen zufolge macht der Beifang bis 40% der gesamten Fangmenge weltweit aus. Das sind über 10 Millionen Tonnen Meerestiere, darunter Fische, Meeresschildkröten, Seevögel, Wale, Robben, Delfine, Haie, Rochen und Korallen.
Moderne Fischereimethoden wählen ihre Beute nicht aus. Deshalb kommt es oft zu Beifang. Zu den Methoden mit der höchsten Beifangmenge zählen Schleppnetze, pelagische Langleinen und pelagische Kiemennetze.»
Meister Pelikan: «Von vielen dieser Fangmethoden habe ich noch nie gehört. Wie funktionieren die?»
Silvia Frey: «Mit Bodenschleppnetzen werden vor allem Krebstiere wie Garnelen und Plattfische gefangen. Die Netze werden über den Meeresboden gezogen und verschlingen alles, was in Bodennähe lebt. Die Garnelenfischerei verursacht dabei die höchste Beifangmenge. Die versehentlich gefangenen Meerestiere machen bis zu 80% des Gesamtfangs aus.
Pelagische Langleinen sind mehrere Kilometer lang und mit zahlreichen Köderhaken versehen. Damit versucht man vor allem Thunfische und Schwertfische zu fangen. Auch hier gibt es sehr viel Beifang insbesondere von Seevögeln, Haien und Meeresschildkröten.
Pelagische Kiemennetze werden unter anderem für den Fang von Lachsen, Makrelen und Heringen eingesetzt.»
Meister Pelikan: «Das klingt sehr gefährlich. Was bedeutet das für die Meerestiere?»
Silvia Frey: «Pro Jahr verenden schätzungsweise 1 Million Seevögel, 250’000 Meeresschildkröten, 300’000 Wale und Delfine und mehrere Millionen Haie und Rochen als Beifang in Fischereigeräten. Auch eine grosse Zahl an Jungfischen endet als Beifang und ist für die Vermehrung der Art verloren.
Ich empfehle: Finger weg von Meerestierarten, die mit solch wahllosen Fangmethoden gefangen werden, denn auf dem Teller würde eigentlich nicht nur das Thunfischsteak, sondern auch Meeresschildkröte, Seevogel und der Hai liegen.»
Meister Pelikan: «Haie leiden also auch unter der Überfischung?»
Silvia Frey: «Nicht nur Haie, auch Rochen sind dadurch sehr unter Druck geraten. Schätzungsweise die Hälfte aller Hai- und Rochenarten ist gefährdet.
Entweder es wird gezielt nach ihnen gefischt, oder sie landen als Beifang in den Schleppnetzen. Hunderttausende Haie und Rochen werden jedes Jahr gefangen, deshalb gibt es immer weniger von ihnen.
Auch die Wasserverschmutzung und der Klimawandel macht den Tieren zu schaffen. Dadurch dass immer mehr Ozeanfläche befischt wird, bleibt für die Haie fast kein Platz mehr, um sich zurückzuziehen. 100 Millionen Haie sterben pro Jahr.
Sie und auch die Rochen sind aber sehr langlebige Tiere. Sie wachsen langsam und vermehren sich erst nach mehreren Jahren. Das macht sie sehr anfällig auf Überfischung.»
Meister Pelikan: «Weshalb macht man Jagd auf Haie?»
Silvia Frey: «Man jagt sie gezielt wegen ihrer Rückenflossen, den Finnen. Damit stellen sie in einigen Ländern Haifischflossensuppe her. Beim sogenannten ‹Finning› werden den Tieren bei lebendigem Leib die Finnen abgetrennt. Danach werden sie wieder über Bord geworfen, wo sie elendiglich zu Grunde gehen.
In der Haifischflossensuppe gibt es neben den Flossen von Haien auch Flossen von Sägerochen. In der EU ist das Finning verboten, aber es gibt noch viel Orte, wo es dazu keine Regeln gibt.
Gejagt werden die Haie aber auch wegen ihrem Fleisch, dem Öl aus ihrer Leber sowie ihrem Knorpelskelett. Die gefährdeten Manta Rochen werden wegen ihren Kiemenplatten gejagt, welche man in der chinesischen Medizin verwendet.»
Meister Pelikan: «Solchen Produkten muss man also dringend aus dem Weg gehen!»
Silvia Frey: «Unbedingt! Stell dir vor: Seit Urzeiten leben Haie und Rochen in unseren Ozeanen. Wenn wir nicht handeln, werden sie aussterben. Deshalb ist es wichtig auf Haifischflossensuppe oder Haifischsteaks zu verzichten.
Aufpassen muss man aber auch bei Fischangeboten mit irreführendem Namensetikett, Kosmetika, Nahrungsergänzungsmittel oder Tierfutter.»
Meister Pelikan: «Wären denn Fischzuchten eine ökologische Alternative zur Industriefischerei?»
Silvia Frey: «Leider nicht. Heute stammt fast die Hälfte aller Fische auf unserem Teller aus Fischzuchten. Dieser Anteil wird weiter zunehmen. Weil es im Meer immer weniger Fische gibt, die Nachfrage nach Fisch aber weiter steigt.
Vielen Menschen erscheint die Fischzucht (Aquakultur) als eine schonende Alternative für die wilden Fischbestände zu sein. Das Gegenteil ist jedoch oft der Fall.
Viele der gezüchteten und beliebten Speisefische in reicheren Ländern sind nämlich carnivor (fleischfressend). Das bedeutet, dass sie mit Fischöl und Fischmehl von wild gefangen Fischen, wie z.B. Sardellen und Sardinen gefüttert werden. In Intensivzuchten bedeutet dies, dass je nach gezüchteter Art pro Kilogramm Zuchtfisch ein Mehrfaches an Wildfisch in Form von Fischmehl verfüttert wird.
Die Überfischung wird dadurch nicht gebremst, sondern verstärkt. Sogar Fische wie Karpfen und Tilapia, die sich fast nur vegetarisch ernähren, werden in Zuchten mit Fischmehl gefüttert, damit sie schneller an Gewicht zulegen. Viele Fischzuchten betreiben Intensivmast zur maximalen Fleischgewinnung.»
Meister Pelikan: «Ein Teufelskreis…»
Silvia Frey: «Du sagst es. Es gibt aber auch noch andere Probleme: Ähnlich wie bei der intensiven Tierhaltung an Land sind in Intensivzuchten Infektionskrankheiten von Fischen und Krebstieren ein grosses Problem.
Krankheitserreger verbreiten sich im Wasser schnell und es besteht Gefahr der Krankheitsübertragung an Wildfische im umliegenden Gewässer. Werden Fische gezüchtet, die nicht im Gebiet vorkommen oder genetisch verändert wurden und sie aus der Zucht ins Meer entkommen, besteht zudem die Gefahr der Veränderung der natürlichen genetischen Vielfalt der Wildpopulationen.»
Meister Pelikan: «Viele Menschen mögen Lachs. Vor allem an speziellen Anlässen. Was gibt es über ihn zu berichten?»
Silvia Frey: «Der Atlantische Lachs ist der am meisten gezüchtete Lachsfisch der Welt. Atlantische Lachse entkommen relativ häufig den Zuchtgehegen.
Die Zuchtlachse paaren sich dann mit ihren wilden Artgenossen. Ihre veränderte Genzusammensetzung führt zu einem Rückgang der ansässigen wilden Tiere. Ausserdem nehmen die Zuchtlachse den heimischen Tierarten Lebensraum und Futter weg.
Man hat herausgefunden, dass der Atlantische Zuchtlachs sehr stark mit Schadstoffen und Giften belastet ist. Es wurden sogar giftige Flammschutzmittel in seinem Fleisch nachgewiesen. Diese Schadstoffe stammen aus dem Futter, das aus Fischmehl besteht. Dieses stellt man aus Fischen her, die auch mit Giftstoffen belastet sind.
Ausserdem wird dem Futter auch noch ein Stoff namens Ethoxyquin beigemischt, um es haltbarer zu machen. Dieser Stoff verwendete man früher als Pestizid; heute ist er aber verboten. Als Futterzusatz ist er dennoch erlaubt. Es gibt Hinweise darauf, dass Ethoxyquin krebserregend ist.»
Meister Pelikan: «Es scheint, als würde man in der Meeresfischerei und in den Aquakulturen nicht so stark auf das Tierwohl achten!? »
Silvia Frey: «Im Vergleich zur Haltung und Nutzung von Landtieren wird in der Meeresfischerei und in den marinen Intensivzuchten dem Tierschutz und Tierwohl kein hoher Stellenwert eingeräumt.
In der Öffentlichkeit wird bisher kaum Notiz davon genommen, wie Fische, Weich- und Krebstiere verenden oder wie sie in Zuchten ihr trauriges Dasein fristen. Dabei ist mittlerweile bei vielen dieser Meeresbewohner unbestritten, dass sie über komplexe Nervensysteme verfügen und empfindsame Wesen sind.»
Meister Pelikan: «Hier müssen die Menschen unbedingt anfangen umzudenken!»
Silvia Frey: «Vielerorts wird darauf geachtet, dass Tiere getötet werden ohne ihnen Leiden zu zu fügen (entweder durch vorheriges bewusstlos machen oder unmittelbares Töten).
Bei Meerestieren gilt dieser Grundsatz nur ganz selten. Ein Grossteil der schätzungsweise 1-3 Billionen gefangener Meeresfische verendet qualvoll. Sie werden entweder in den Netzen erdrückt, ersticken an Deck der Fangschiffe oder werden bei vollem Bewusstsein verarbeitet.
Auch bei den Krebstieren sind die Tötungsmethoden keineswegs human: Obwohl sie nachweislich schmerzempfindlich sind, werden Garnelen und Hummer unbetäubt vergast, eingefroren oder ins kochende Wasser geworfen und sind einem Todeskampf ausgesetzt.
In der Schweiz dürfen Krebstiere zum Glück seit dem 1.3. 2018 nur noch betäubt gekocht werden.»
Meister Pelikan: «Schrecklich! In Intensivzuchten leben sehr viele Tiere auf einem kleinen Raum. Kommt es dort zu Problemen?»
Silvia Frey: «Absolut! Sie können ihre natürlichen Bedürfnisse nicht ausleben. Die Folgen davon sind gesundheitliche Probleme, Deformationen und Verhaltensstörungen.
Die Fische sind chronischem Stress ausgesetzt, erleben Verletzungen, sind teilweise aggressiv oder ihr Immunsystem ist geschwächt.»
Meister Pelikan: «Ist auch Kreon, der schlaue Krake aus dem Hörspiel ‹D’ Reis vo dr Kelonya› durch die Überfischung gefährdet?»
Silvia Frey: «Ja, leider trifft es auch ihn. Tintenfische gehören wie Muscheln zu den Weichtieren. Sie sind aber sehr spezielle Wesen. Wie du sagst, sind sie sehr schlau und zeigen viele verschiedene Verhaltensweisen.
Wir kennen etwa 800 verschiedene, heute lebende Arten weltweit. Durch die Überfischung gibt es aber immer weniger von ihnen. Man versucht deshalb Tintenfische zu züchten. Wir Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler lehnen dies aber absolut ab.
Tintenfische sind Fleischfresser. Damit sie satt werden, brauchen sie das Dreifache ihres Körpergewichtes an Nahrung. Diese Nahrung besteht natürlich auch wieder aus dem Mehl von wild gefangenen Fischen. Die Tintenfischzucht verstärkt also noch die Überfischung der Meere.
Ausserdem sind Tintenfische sehr hoch entwickelte, empfindsame Wesen. Damit sie sich wohlfühlen, brauchen sie eine an ihre Bedürfnisse angepasste Umgebung. In einer Intensivzucht ist diese Voraussetzung aber absolut nicht gegeben und die Tintenfische werden krank, aggressiv oder sterben sogar. Aus all diesen Gründen ist es empfehlenswert, Tintenfische nicht zu essen, sondern zu ihrem Schutz beizutragen!»
Meister Pelikan: «Wie gesund sind Meerfisch & Co. tatsächlich?»
Silvia Frey: «Noch immer wird der regelmässige Konsum von Fischen angepriesen. Fische enthalten tatsächlich viele Proteine und essenzielle Omega-3-Fettsäuren, die für unsere Gesundheit wichtig sind. Dafür gibt es jedoch Alternativen.
Meerfische und Krebstiere können nämlich ziemliche Mengen an Schadstoffen enthalten. Unsere Meere sind mit zahlreichen Schadstoffen und Giften belastet. Diese Schadstoffe reichern sich insbesondere in Meerestieren an, die am Ende der Nahrungskette stehen und fettreich sind.
Dazu gehören beliebte, grosse Speisefische wie Thunfisch, Schwertfisch und Lachs, welche die Schadstoffe über die Nahrung aufnehmen. Auch Sardinen reichern Schadstoffe an und werden vor allem als Futterfische für gezüchtete Arten in Aquakulturen verwendet. Die Schadstoffe können so auf die Zuchttiere übergehen.
Trotzdem wollen noch immer viele Menschen Fisch und Meeresfrüchte konsumieren. Der Grossteil der heute verkauften und gegessenen Garnelen, stammt aus Zuchten. Dort werden nebst Pestiziden grosse Mengen an Antibiotika eingesetzt, um einem Krankheitsausbruch bei den dicht an dicht gehaltenen Krebstieren in den Zuchtbecken vorzubeugen. Die Stoffe gelangen in die Umwelt und in die Garnelen.
Als gesund können auf diese Weise gezüchtete Garnelen nicht gelten.»
Meister Pelikan: «Was ist mit dem Mikroplastik, mit dem ja auch Kelonya, die Meeresschildkröte aus dem Hörspiel 👉 D Reis vo dr Kelonya👈 in Berührung kommt?»
Silvia Frey: «In den letzten Jahren häufen sich Studien, die zeigen, dass Meerestiere mit Mikroplastik belastet sind. Wieviel wir davon beim Fischkonsum zu uns nehmen, ist noch unklar.
Anders sieht das bei Muscheln aus. Bei einer durchschnittlichen Portion Miesmuscheln nehmen wir 90 Plastikpartikel und bei Austern 50 Plastikpartikel auf.
Was dies für die menschliche Gesundheit bedeutet, ist bislang nicht ausreichend geklärt.»
Meister Pelikan: «Zum Schluss noch ein paar abschliessende Worte darüber, was die Meeresspeise auf unserem Teller mit der Zerstörung von Lebensräumen im Meer und der Plastikverschmutzung zu tun hat?»
Silvia Frey: «Die Meeresfischerei und Zucht verändert und zerstört Lebensräume und Ökosysteme in den Ozeanen in massiver Weise.
Schleppfischerei
Bodenschleppnetze, die zum Fang von bodennah lebenden Fischen und Krebstieren eingesetzt werden, pflügen und planieren den Meeresboden jährlich auf einer weltweiten Fläche die schätzungsweise 150 Mal grösser ist als die gerodete Waldfläche an Land.
Dabei werden ganze Lebensgemeinschaften und -strukturen zerstört, auch Korallenriffe, welche sehr wichtige Ökosysteme mit höchster Artenvielfalt im Meer sind.
Die Schleppnetzfischerei macht auch vor Schutzgebieten nicht Halt – im Gegenteil. Einer Studie zufolge werden 59% dieser geschützten Gebiete in Europa nicht nur regelmässig, sondern auch intensiver befischt als nicht geschützte Gebiete.
Je tiefer die Grundschleppnetze fischen, desto mehr Beifang tritt auf, deshalb empfehlen WissenschaftlerInnen ein Tiefenlimit von 600m. Die Grundschleppfischerei ist für fast 50% der weltweiten Beifänge verantwortlich.
Aquakulturen
Auch Aquakulturen im Meer können starke negative Umwelteinflüsse haben. Das Futter und die Ausscheidungen der Zuchtfische sowie von zugesetzten Chemikalien überdüngen das umliegende Wasser und Schadstoffe gelangen deshalb ins Meer. Die Wasserqualität leidet dadurch erheblich, was wiederum den gezüchteten Tieren aber auch den umliegenden Lebensräumen und Lebensgemeinschaften schadet.
Vor allem die Zucht von Krebstieren, insbesondere Garnelen, hat in gewissen Regionen, wie z.B. Asien Hochkonjunktur. Riesige Mangrovengebiete wurden für Garnelenzuchten in Bangladesh, Thailand, Indonesien und den Philippinen gerodet. Damit gingen wichtige ‹Kinderstuben› für Fische und andere Meereslebewesen verloren, von denen auch die lokale Bevölkerung abhängig war. Gleichzeitig verloren die Küsten dadurch den Schutz vor Erosion.
Netzte und Leinen
Geschätzte 640’000 Tonnen Fischernetze, Fischerleinen und Fischfallen gelangen jedes Jahr versehentlich oder absichtlich entsorgt ins Meer.
Die Fischereigeräte sind vornehmlich aus Kunststoff gefertigt, robust und stellen deshalb für Jahrzehnte eine Bedrohung für Meereslebewesen dar, die sich darin verfangen. So ergeht es auch der Meeresschildkröte Kelonya im Hörspiel 👉D Reis vo dr Kelonya👈. Schätzungsweise über 136’000 Robben und Wale und Zehntausende andere Meerestiere wie Meeresschildkröten sind alljährlich davon betroffen.
Die im Meer entsorgten oder verloren gegangenen Fischereigeräte machen schätzungsweise 10% des Plastiks im Meer aus!»
Meister Pelikan: «Das alles macht das Leben für die Meerestiere sehr schwierig … gibt es für die Zukunft Hoffnung auf Besserung?»
Silvia Frey: «Ja, die gibt es auf jeden Fall. Erst kürzlich präsentierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konkrete Massnahmen, durch welche die Ozeane sich innerhalb der nächsten 20-30 Jahre erholen könnten und damit unsere Mitlebewesen im Meer geschützt werden könnten.
Dies braucht jedoch Anstrengungen von allen Regierungen weltweit. Beispielsweise muss die weltweite Fischerei besser geregelt und überwacht werden und es braucht mehr funktionierende Meeresschutzgebiete. Letztlich unterstützt auch die Veränderung des Verhaltens jeder einzelnen Person den Schutz des Lebens in den Ozeanen. Das heisst z.B.: Sorgsamer Umgang mit Abfall, achtsamer Konsum und die Stimme jenen Personen und Organisationen leihen, die sich für den Schutz der Ozeane einsetzen.
Ich bin absolut hoffnungsvoll, dass uns dies alles gelingen wird, doch es liegt noch viel Arbeit vor uns.»
🐢🐬🐋🐙 Ich hoffe, bei diesem Gespräch konntest du viel lernen – auch wenn hier viel trauriges erzählt wurde.
Dein Nachdenken ist aber sehr wichtig! Und deshalb wünsche ich dir nun viele positive Gedanken, wie du zum Erhalt der Meerestiere beitragen kannst! 🐝🦁🐧🐒
❤️-lichst
Autorin: Dr. phil. nat. / Meeresschutzbiologin Silvia Frey, Geschäftsleitung & Verantwortliche für Forschungsprojekte bei der gemeinnützigen Meeresschutzorganisation KYMA sea conservation & research (www.kyma-sea.org)
«Seit 23 Jahren arbeite ich im Bereich Meeresschutz. Im Rahmen von Forschungsprojekten bin ich regelmässig auf dem Meer unterwegs. Ich bin immer wieder fasziniert von der Schönheit und der Vielfalt an Leben in den Ozeanen. Mit grosser Sorge sehe ich jedoch auch die zunehmende Gefährdung der Meereslebewesen durch menschliche Aktivitäten wie beispielsweise die Verschmutzung durch Plastik und die Überfischung. Die Meere sind in einem desolaten Zustand und jeder Einsatz, ob gross oder klein ist nötig und kostbar, um dies zu ändern.
Dies ist auch der Grund, weshalb ich KYMA sea conservation & research ins Leben gerufen habe und ich bin sehr dankbar für die grossartigen Menschen, die sich bei KYMA im Vorstand und Team engagieren.
Ich setze mich mit meinem Wissen und meiner beruflichen Erfahrung dafür ein, dass KYMA Menschen bewegt, berührt und fasziniert, sie jedoch auch zum Nachdenken und Handeln bewegt, damit das Leben in den Ozeanen eine Zukunft hat.»
👉 kyma-sea.org 👈
Bearbeitung: Cathryn Lehmann
Schriftsatz, Grafik: Thom Wettstein
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